Der Europäische Strom- und Gasmarkt - ein Überblick
Zur Harmonisierung und Liberalisierung des Energiebinnenmarkts der EU wurden seit 1996 der Strom- und der Gassektor in zwei große Bereiche aufgeteilt:
- Übertragungs- und Verteilernetze fallen in den regulierten Bereich.
- Die Erzeugung (Strom) sowie der Handel und der Vertrieb werden dem liberalisierten Markt zugeordnet, wo Wettbewerb herrscht und sich Preise auch über das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage bilden.
Dieser Umbau sollte Marktzugang, Transparenz und Regulierung, sowie Verbraucherschutz und Versorgungssicherheit verbessern.
Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis
Die Preisbildung im Strom- und Gasmarkt wird grundsätzlich von Angebot und Nachfrage beeinflusst. Eine Besonderheit des Strommarkts: Die Merit-Order-Kurve bestimmt den Preis. Sie bestimmt die Reihenfolge in welcher Kraftwerke eingesetzt werden, um den Strombedarf zu decken. Die Merit-Order orientiert sich an den niedrigsten Grenzkosten, also den Kosten, die für eine zusätzlich produzierte Einheit elektrischer Energie anfallen. Kraftwerke, die Strom mit günstigen Grenzkosten produzieren, werden gemäß Merit-Order als erstes zur Bedienung der Nachfrage herangezogen (etwa Wind, PV, Wasserkraft). Danach werden so lange Kraftwerke mit höheren Grenzkosten (z.B. Gaskraftwerke) hinzugenommen, bis der prognostizierte Bedarf gedeckt ist. Photovoltaik- und Windkraftwerke mit Grenzkosten nahe Null verdrängen Kraftwerke in der Merit-Order weiter nach hinten und sollen so für niedrigere Preise sorgen.
Die Konsequenzen sind folgende:
1. Bei steigendem Strombedarf nehmen die Grenzkosten zu, da zunehmend teurere Kraftwerke (v.a. Gaskraftwerke) Strom produzieren müssen und so den Strompreis auf ein höheres Niveau heben. Durch den ebenfalls gestiegenen Gaspreis werden so die Grenzkosten für den gesamten Markt nochmals erhöht.
2. Stromproduzenten mit niedrigen Grenzkosten erzielen höhere Gewinne, da sie den höheren Preis gezahlt bekommen.