Verhaltensänderung ist erforderlich: „Die Schöpfungsverantwortung wahrnehmen!“

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Kolumne von DI Günther Hraby im i-Magazin

Gleich vorweg: Mir geht es in diesem Beitrag nicht um Religion oder schon gar nicht um Religiosität sondern darum, dass wir intelligenten Menschen zuhören müssen, um daraus Impulse und Strategien für unser Leben abzuleiten.

Papst Franziskus hat am 18.06.2015 seine zweite Enzyklika mit dem Titel Laudato Si‘ (Gelobt seist du) ausgegeben, die in der Öffentlichkeit zurecht als „Umweltenzyklika“ bezeichnet wird.

Was vom ungeübten Leser einer Enzyklika (eines päpstlichen Rundschreibens) oftmals als etwas schwer und schwülstig bezeichnet wird, steckt in Wahrheit voller komplexer, dichter und teilweise in Metaphern formulierter Weisheiten, Anregungen und Handlungsempfehlungen. Es beginnt mit dem Namen, der sich aus den ersten Worten des Rundschreibens zusammensetzt. Hier zitiert Papst Franziskus den Sonnengesang von Franz von Assisi (dessen Namen sich der Papst auch gegeben hat), der sein Leben dem achtsamen und respektvollen Umgang mit Menschen, Tieren, Pflanzen, also der gesamten Umwelt (der Schöpfung) gewidmet hat.

Der Papst stellt mit bestechender Logik die enge Verbindung der Verschlechterung im menschlichen und ethischen Bereich mit der Verschlechterung der Umweltbedingungen her. Er spricht das zentrale Thema der globalen Erwärmung („eine der wichtigsten aktuellen Herausforderung der Menschheit“) an und stellt fest, dass Konsumismus und Treibhausgasausstoß dramatisch reduziert sowie aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe ausgestiegen werden müsse.

Nicht ganz 2 Monate nach dem drastischen Rundbrief des Pontifex geht eine weitere bedeutende Meldung durch die Presse: am 13.08.2015 war Welterschöpfungstag. Dies ist ein errechneter Wert, indem das Global Footprint Network den Verbrauch der Menschheit an Ressourcen seit Jahresbeginn der Jahreskapazität natürlich generierter Ressourcen der Erde gleichsetzt. Ob nun exakt der errechnete Wert verbraucht wurde, wissen wir nicht, aber die Methode lässt einen guten Vergleich zu: bei immer gleicher Berechnungsmethode ist der Tag vom 19. Dezember aus 1987 auf eben den 13. August im heurigen Jahr vorgerückt. Wir verbrauchen offensichtlich zu viel nicht erneuerbare Energien.

Welche Lösung schlägt nun die Enzyklika vor? Es dürfe „kein Wissenschaftszweig und keine Form der Weisheit beiseitegelassen werden“, um eine Ökologie aufzubauen, „die uns gestattet, all das zu sanieren, was wir zerstört haben“. Weiters ruft der Papst „zum Dialog zwischen Religionen (Anm.: man beachte die Mehrzahl) und Wissenschaften“ auf.

Wir wissen es schon! Die Menschheit könnte sogar mit photovoltaisch erzeugtem Strom allein versorgt werden. Ingenieure haben längst Elemente mit hohen Konversionsgraden und verlustarme Weitverkehrsübertragungen entwickelt. Effiziente Verbraucher sind ebenso vorhanden; sogar elektrisch Heizen verbraucht mit easyTherm rund 50—70% weniger als Verbrennungsheizungen, die der Papst (fossil betrieben) als eine Ursache der globalen Erwärmung ansieht. Es fehlt einzig am politischen Willen. Energie ist ein Machtfaktor und weltweit besteht Angst, bestehende fossile Energie-„Gewinnung“ einfach abzuschalten. Regularien (wie die bekannt OIB-Richtlinie) ändern sich selbst in Österreich sehr langsam und spiegeln in Sachen elektrischem Strom immer noch nicht die korrekten ökologischen Verhältnisse wider.

Ich ersuche den Papst höflich, seinen Aufruf „zum Dialog zwischen Religionen und Wissenschaften“ um die Politik zu ergänzen. Eine Verhaltensänderung ist notwendig und zugleich möglich, politischer Wille ist dafür erforderlich.